Alle Jahre wieder......
Die seit nunmehr sieben Jahren bestehende Partnerschaft mit dem Collège Jules-Ferry in Beaune ist inzwischen für Lehrkräfte wie für Schüler und Schülerinnen unseres Gymnasiums zu einer festen, nicht mehr wegzudenkenden Institution geworden. Jede Schülergeneration, die sich für Französisch als 2. Fremdsprache entscheidet, weiß inzwischen um die Attraktivität dieses Angebots. Die mühsam im Klassenzimmer erlernte Fremdsprache kann nun endlich in der Wirklichkeit ausprobiert und angewendet werden. Darüber hinaus werden zahlreiche enge neue Freundschaften mit europäischen Gleichaltrigen geknüpft, was nicht zuletzt die immer sehr dramatischen und tränenreichen Abschiede zeigen.
Beaune zu Gast in Köln
So erwarten auch dieses Jahr im März wieder zahlreiche Schüler und Schülerinnen aus den Klassen 7a-7d des Rhein-Gymnasiums voller Ungeduld und Aufregung die Ankunft der ihnen zugewiesenen Austauschpartner/innen. Obwohl der Austausch in allen Klassen gut vorbereitet wurde und jede/r Schüler/in bereits einen Steckbrief mit dem Foto seines/ihres ‚corres' erhalten hat, steigt die Spannung und das Lampenfieber aufs Höchste kurz vor Eintrudeln des Busses aus Frankreich. „Wie werde ich mich mit ihr/ihm verstehen, ist sie/er nett und wie klappt trotz intensiven Vokabellernens die Verständigung nach einem dreiviertel Jahr Französischunterricht???" All diese Fragen warten ungeduldig auf Beantwortung. Wie die Erfahrung der letzen Jahre schon gezeigt hat, gab es auch dieses Mal keinerlei Probleme. Nachdem die französische Lehrerin Patricia Surrel die letzten Ermahnungen ausge- sprochen und das Programm für die Woche in Köln verteilt hatte, wurden unsere französischen Gäste voll freudiger Erwartung von ihren ‚corres' sowie dazugehörigen Mamas, Papas und Geschwisterkindern in Empfang genommen.
Der erste Schultag unserer französischen Gäste ist traditionsgemäß von ersten Hospitationsstunden sowie einem kleinen feierlichen Empfang durch Herrn Dr. Hoffmann bestimmt. Natürlich ist das ‚Geschnatter' an diesem Tag besonders groß, da erste Erlebnisse und Erfahrungen ausgetauscht werden können. Die Stimmung ist allgemein sehr ausgelassen und viel versprechend in Hinblick auf die bevorstehende gemeinsame Zeit. Selbst das während der ganzen Woche nicht besonders verheißungsvolle ‚Kölner Frühlingswetter' tut dieser fröhlich - heiteren Atmosphäre keinen Abbruch. Im Gegenteil, das sorgfältig von Gerd Raus ausgearbeitete Programm wird sehr positiv angenommen und die Ausflüge in die Kölner Altstadt, ins Ruhrgebiet nach Essen, auf die Düsseldorfer Kö und ins Kölner Sport- und Olympiamuseum verstärken das Gemeinschaftsgefühl dieses bunt zusammengewürfelten deutsch-französischen ‚Haufens'. Laut Schü- lerberichten ist auch das en famille verbrachte Wochenende „echt cool", so dass der Abschied in Köln - trotz Aussicht auf baldiges Wiedersehen - für einige schon recht schmerzhaft und tränenreich wird.
Die vergossenen Tränen wichen allerdings schnell der Vorfreude auf die eigene Zeit im Ausland. Es sollte nämlich nur knapp sieben Wochen dauern........ J
Der Rheinländer auf dem Weg nach Burgund
Am Morgen des 9. Mai wartete eine quirlige, einer Hühnerschar gleichenden Meute von Schülern und Schülerinnen darauf, die lang ersehnte Austauschfahrt nach Frankreich endlich antreten zu dürfen. Die Verspätung unseres Reisebusses trug daher nicht zur allgemeinen Beruhigung bei. Trotz alledem erreichten wir nach nicht mehr als 8 Stunden Fahrt endlich unser Ziel, das Collège Jules Ferry, im Herzen von Beaune gelegen. Dort wurden wir herzlich von unseren französischen Freunden in Empfang genommen, um die doch so lang ersehnten Wiedersehenszenarien zu feiern. Allerdings fielen auch bedeutende Unterschiede auf. Viele Schülerinnen und Schüler kommen aus den Dörfern der Umgebung, zumeist mit dem Schulbus. Beaune eine vergleichs- weise überschaubare Stadt, die knapp 23000 Einwohner zählt, scheint nicht viel großstädtisches Flair zu haben, und, äußerst ungewohnt für unsere Schüler, ihr Kommen und Gehen wird von einer am Schuleingang sitzenden concierge überwacht.
Das Programm des nächsten Tages bot die Möglichkeit, die neue Umgebung noch etwas genauer in Augenschein zu nehmen. Nach morgendlichen Hospitationsstunden wurde gemeinsam zu einer von Mme Surrel vorbereiteten Stadtrallye in die Innenstadt aufgebrochen. Währenddessen setzte sich nun langsam auch die Erkenntnis durch, dass Beaune doch nicht ganz so klein ist wie zu Beginn angenommen. Mit lustigen Fragen, Kniffen und Tricks wurden die deutschen Schüler/innen durch ganz Beaune gejagt, um historische Gebäude ausfindig zu machen, Speise karten von Res- taurants zu ver- gleichen oder die Richtigkeit einiger Straßen- namen zu über- prüfen.
Das Muss eines jeden Beaune-Besuchs, die Besichtigung des Hôtel Dieu, einer Sozialein- richtung aus dem Mittelalter, stand erst für den nächsten Tag auf dem Programm. Ausgestattet mit den besten Weinlagen erfüllen die ‚Hospices de Beaune' heute noch ihren Auftrag, die Unterstützung alter und kranker Menschen. Des Weiteren stand ein Tagesausflug nach Dijon mit Führung und Freizeit in der ‚Shoppingzone' auf dem Programm sowie die Besichtigung des Städtchens und der Kathedrale von Autun mit anschließenden Bowling-Meisterschaften. Nach dem Wochenende in den Familien, wo - laut Schülern - viel und vorzüglich gegessen wurde, blieb nicht mehr viel Zeit bis zur Abreise. Der letzte Abend unseres Beaune-Aufenthaltes wurde mit einem eigens von den französischen Eltern hergerichteten Imbiss versüßt. Die französischen ‚corres' begeisterten uns derweil mit selbst einstudierten deutschen Theaterstückchen und Liedern, die den Abschiedsschmerz beider Seiten für einige Zeit vergessen ließen. Der letzte Abend hätte nicht gelungener gestaltet sein können!
Die Abreise am nächsten Morgen ließ natürlich - wie bereits erwartet - kein Taschentuch trocken und es wurde eifrig diskutiert und überlegt, ob man in den kommenden Sommerferien noch mal den Weg ins wunderschöne Burgund, diesmal auf eigene Faust, antreten sollte.
Die Einladungen der französischen Gastfamilien sind zahlreich und die Freude darüber bei allen groß.
Zum guten Schluss
Auf diese Weise sind unsere Schüler und Schülerinnen hautnah und selbständig an Völkerverständigung beteiligt, so dass das Zusammenwachsen Europas für sie nicht nur schöne Theorie im Klassenzimmer bleibt. Neben der Sprache des Gastlandes lernen sie, sich in einem fremden Land und in einer fremden Kultur zurechtzufinden, und entwickeln darüber hinaus Sensibilität und Verständnis für Menschen anderer Nationen.
Alles in allem eine wertvolle Erfahrung, für dessen Gelingen wieder mal Gerd Raus verantwortlich ist.
von Mira Reich