Am 14.12.2022, 3.-5. Stunde, bekommt die gesamte Oberstufe die Chance, an einer Lesung des Autors Jörg Böckem in der Aula teilzunehmen. Der Titel „Lauchgift“ deutet schon an, dass es um das Thema Erleben von Drogen und Leben mit Sucht geht. Der Autor wird dabei nicht einfach einen warnenden Zeigefinger vor das Gesicht der Schülerinnen und Schüler halten, sondern aus seinem Leben berichten.
Die Veranstaltung wird im Kurskontext besuchen, d.h. alle Schülerinnen und Schüler werden zuerst in den Unterricht der 3. Stunde gehen und dann gemeinsam in die Aula. Nach einer nachgeholten Pause geht es wieder in den dann aktuellen Unterricht.
„Als ich die Augen öffnete, erlitt ich den schlimmsten Schock meines bisherigen Lebens. Ich sah mich um. Sah die blaue Metalltür, eine fleckige Kloschüssel aus Edelstahl, ohne Brille, darüber ein Waschbecken mit einem Stück Kernseife und einem Handtuch, einen Tisch und einen Hocker, im Boden vernietet. Über mir ein Fenster, mit Glasbausteinen vermauert. Rechts und links die Zellenwände. Mit einem Schlag waren der Schlaf und die letzten Drogenreste aus meinem Kopf verschwunden. Die Erinnerung an die vergangene Nacht überfiel mich, zum ersten Mal ungefiltert. »Ach du Scheiße«, dachte ich nur. »Oh verdammte Scheiße.« Bisher war die Gefahr, verhaftet zu werden, für uns nicht viel mehr gewesen als ein zusätzlicher Reiz. Verbrechen und Drogen waren mir einfach nur als ein wilder Spaß erschienen. Ich wollte mit den Drogen der Enge eines bürgerlichen Lebens in der Kleinstadt entfliehen, und nun saß ich in einer Zelle im Amsterdamer Polizeipräsidium. Ich war 19 Jahre alt, in drei Tagen sollte meine mündliche Abiturprüfung stattfinden. Doch in diesem Moment schien mir ein Leben, in dem so etwas wie ein Schulabschluss existierte, in unerreichbare Ferne gerückt. “
(Jörg Böckem, Lass mich die Nacht überleben, München: DVA 2004)